Die Siedlungskammer um Kaldauen und die Besiedlungsgeschichte
Lage und natürliche Grenzen
Kaldauens Lage wird von seiner Nähe zum Flüßchen Sieg und seiner Position auf der Mittelterasse (ca. 80 m – 120 m NN) vor dem Anstieg auf die Höhen des Bergischen Landes geprägt. Diese Hänge hinauf zur 200 Meter Terrasse bilden einen sonnenbeschienen halbrunden Kreis, der sich nach Süden hin öffnet. Die tiefen Bachtäler von Hilgersbach, Klingelbach und eines Siefen westlich Münchshecke am ostlichen Ortsausgang bilden die Gewässer, die mit dem Namen „Caldinbeche“ , also den „Kalten Bächen“ (Siehe „Etymologische Seite von Kaldauen“) in Zusammenhang stehen.
Die Siedlungskammer ist im Süden von der Sieg, im Norden von der 200 Meterterrasseund im Osten vom Wahnbachtal begrenzt. Im Westen bildet der Anstieg zum Stallberg und Seidenberg einen fließenden Übergang zur Aggermündung und hinter dem Aggertal zur Wahnerheide.
Unser kleinräumiges Siedlungsgebiet ist Bestandteil des südöstlichen Ausläufers der Kölner Bucht .
Der Boden
Die Terrassen sind gebildet aus Flugsanden, Sanden, Kiesen und Lehm. Erst auf der Hochterrasse gibt es Gebiete mit fruchtbarerem Löß.
Grundlagen der Wirtschaft in der Vorzeit
Für den Ackerbau ist der Sandboden mit seiner dünnen Humusdecke sehr ertragsarm. Viehwirtschaft wird der Pfeiler der Wirtschaftsaktivitäten gewesen sein. Als Nahrungsquelle kann die Sieg mit ihrem Fischreichtum gelten und die umliegenden Wälder mit ihrem Wildbestand.
An den Bachläufen können erzführende Schichten angeschnitten sein: Urkundlich ist Silberbergbau im frühen Mittelalter belegt, weiter siegaufwärts Eisen- und Bleibergbau. Weinanbau scheint in Kaldauen durch den Wegnamen „Im Wingert“ (http://www.activisual.de/service/wein.asp) nachweisbar zu sein.
Die Lage am Zusammenfluss von Agger und Sieg sowie die Nähe zum Rhein lässt vermuten, dass das Gebiet an einer Schnittstelle verschiedener Handelswege gelegen ist, die sich an den Höhen entlang der Wasserläufe orientierten. Diese Eigenschaft als Schnittstelle zwischen Gebieten und Kulturen wird von den mannigfaltigen Ausprägung vorgeschichtlicher Keramik unterstrichen, die Bezüge nach Norden wie auch nach Süden herstellt. Aus dem Kaldauer Gebiet (Lendersberg) liegen Zeugnisse von Keramikherstellung aus dem 11. bzw. eventuell dem 10. nachchristlichen Jahrhundert vor.
Die Siedlungsgeschichte
Der zeitlichen Einordnung der Funde und ihrer Häufigkeit nach zu urteilen, war die Gegend nicht immer ein bevorzugtes Siedlungsgebiet. Das mag mit wechselnden Umweltverhältnissen, bevorzugten Wirtschaftsformen und vielleicht auch mit nicht mehr rekonstruierbaren politischen Umständen in Zusammenhang gebracht werden.
In der Alt- und Mittelsteinzeit (80.000 - 5.000 v.Chr.) sind Stationen von als Jäger und Sammlern umherziehenden Menschengruppen vor allem auf der Hochterrasse und ihren Grenzen belegt.
In der Neusteinzeit (5.000 – 1.800 c.Chr), der ersten Periode der Nutzung des Ackerbaus und einsetzenden Seßhaftigkeit, sind vereinzelt Lesefunde gemacht worden, vorwiegend aus dem Ende dieser Periode. Bei Troisdorf-Sieglar konnte eine Siedlung dieser Zeitstellung erkannt und untersucht werden. Grabbauten in Form von aufgeschütteten Hügeln sind am Ende der Periode und beim Übergang zur nachfolgenden „Bronzezeit“ erstmals zu beobachten.
In der Bronzezeit (1.800 – 700 v.Chr) sind Funde vor allem aus dem Lößgebiet der unteren Sieg bekannt. Aus dem 12. vorchristlichen Jahrhundert stammen Grabfunde aus Hennef, die die Hallstattzeit (1200 – 500 v.Chr) einläuten. Eine Zunahme der Bevölkerung wird sichtbar.
Dem zweiten der Teil der Hallstattzeit zuzurechnen ist die erste Epoche der Eisenzeit (700 – Christi Geburt), in der durch eine Vielzahl an Grabhügeln eine deutliche Zunahme der Bevölkerungsdichte erschlossen werden kann.
Die nachfolgende „Römische Kaiserzeit“ wird definiert durch die Dauer der römischen Besatzung des linksrheinschen Ufers und in der auf unserem Gebiet keine große Funddichte mehr erreicht wird. Erst bei Wiederbesidlung des Landes unter fränkischer Initiative werden die Zeugnisse wieder zahlreicher.
Die
Zeugnisse der Vorgeschichte
Die Zeugnisse der Geschichte anhand von Bodendenkmälern kann man zweiteilen in die Gruppe der Funde und jene der Befunde. Der Zusammenhang eines Fundes zur Umgebung wird Befund genannt und dieser Zusammenhang ist es, der meistens bei einer unfachmännischen Bergung verloren geht oder unerkannt bleibt.. gerade diese Informationen aber sind es, die neue Erkenntnisse bringen können. Ein Fund ohne Zusammenhang ist unabhängig von seinem Materialwert oder Marktwert für die Forschung fast wertlos.
Grabhügel
Die sichtbarsten Zeichen alter Besiedlung sind die vormals zahlreichen Grabhügel, die entlang der Sieg und dem Rhein auf der Mittelterrasse bis in den Niederrhein hinauf reichen. Waren einst noch Hunderte dieser Bodendenkmäler präsent, sind sie heute in weiten Landstrichen durch die starke Bauaktivität nach dem 2. Weltkrieg unretbar verschwunden. Die Vorkommen im Gebiet der Wahner Heide und z.B. in dem zusammenhängenden Waldgebiet zwischen Stallberg und Lohmar geben aber eine Vorstellung davon, wie zahlreich sie einst gewesen sind. Zu Beginn der Bodendenkmalpflege (heimische „Archäologie“) wurden gleichsam wie bei der Büffeljagd viele der Hügel noch sehr nachlässig geöffnet, so dass dadurch auch durch Verlust der Funde und kärglicher Notizen durch Kriegseinwirkung eine nur mäßige Quellenlage für der Beurteilung der vorhistorischen Zusammenhänge entstand. Auf Kaldauer Gebiet sind Funde von der Marienstrasse und an der Strasse nach Stallberg nachgewiesen.
Ringwälle
Siedlung
Eine Siedlung ist auf Kaldauer Gebiet bislang noch nicht erkannt worden. Potentielle Lokation ist jedenfalls die Mittelterrasse und der auch heute bebaute Raum der Gemeinde.
Schriften
Nennung der Sugambrer in Caesars „Gallischer Krieg“ (55 V.Chr) als germanischer Stamm östlich des Rheins zwischen Lahn und Sieg. Einfälle der Sugambrer in das Land der Eburonen auf gleicher Höhe, nur westlich vom Rhein. Caesars Truppen ziehen auf einer Strafexpedition plündernd durch das Gebiet der Sugambrer.
Ferner hier nicht weiter genannte frühgeschichtliche und frühmittelaterliche Schriften.
Keramik
Vergängliches Material wie Holz und Leder wtc erhält sich nur unter Luftabschluß wie zum beispiel in Moorgebieten. Allein die Keramik ist meistens am besten erhalten und überliefert. Aus den Hügelgräbern liegen viele Urnen vor, deren Typus gleichermassen mit nördlichen wie mit südlicheren Typ en in Verbindung gebracht werden kann.
Metallgegenstände
Metallgegenstände sind oft schlechter erhalten. Es exisitieren Gewandnadeln, Waffen wie Speere und Schwerter oder auch Hals- und Armringe. Aus Kaldauen stammt eine gut erhaltene bronzene Situla (ein bronzenes eimerähnliches Gefäß mit Henkel).
Verwendete Quellen
A. Marschall, K.J. Narr, R. v. Uslar. Die vor-und frühgeschichtliche Besiedlung des Bergischen Landes. 1954
B. Beckmann, Die urgeschichtliche Besiedlung desSiegburger Siedlungsraumes. In: Heimatbuch der Stadt Siegburg Bd. 1, 1964. Hrsg: H.J. Roggendorf
Manfred Rech, Vor und Frühgeschichte. In: Der Rhein-Sieg Kreis. 1981. Hrsg: Paul Kieras
Lothar Hammer, Wege in die Geschichte. Siegburg und sein Stadtmuseum. Ohne Jahr. Erschienen: 1995