Vorgeschichtliche Wehranlagen

Stand: 18.09.2007


Allgemeines
Die hier aufgezaehlten vorgeschichtlichen Wehranlagen dienten als Refugium, als Fluchtburg, in unruhigen Zeiten mit militaerischen Auseinandersetzungen. Die Bewohner des Umlandes konnten sich mitsamt ihrer Habe, und das war hauptsaechlich das Vieh, in solche Anlagen zurueckziehen.

Wann solche Auseinandersetzungen stattfanden und welche Hintergruende sie hatten, laesst sich kaum mehr rekonstruieren, immerhin geben die Berichte Gaius Julius Caesars in seinem "Gallischer Krieg" eine Idee davon, wie sich in vorchristlicher Zeit das germanische Stammesgefüge in einer westlichen Stoßrichtung veränderte und es bei den Ortsansässigen auch zu Raub und Plünderungen seitens durchziehender Verbände kam. Auch sein eigener temporärer Rheinübergang bei Koblenz wird die ansässige Bevölkerung veranlasst haben, Vorkehrungen zu treffen.

Die Zahl der Anlagen aus vorgeschichtlicher Zeit belegt nicht nur die Notwendigkeit zu der großen gemeinsamen Anstrengung ihrer Errichtung und somit die Größe der Bedrohung, gibt aber auch ein Bild davon ab, wie dicht das Gebiet besiedelt gewesen ist, bzw. wie die regionalpolitische Strukturierung ungefähr ausgesehen haben mag

Lage
Die Wehranlagen sind dort anzutreffen, wo die Topographie eine gute Verteidigung ermöglicht. Dies sind vor allem Stellen, die von steilen Bergflanken und angrenzenden Flußläufe gekennzeichnet sind. Typisch hierfür ist die sogenannte "Spornlage", das heißt, ein Berg mit steil abfallenden Flanken und einer Seite, deren Gefälle moderat ausfällt. Diese Seite wird durch Wallanlagen (sogenannter Abschnittswall inkl. vorgelagertem Graben) am stärksten geschützt. Hier ist auch der Zugang zu finden, der als "Zangentor" und mit Türmen bewehrt ausgeführt wurde.
beispiel fuer eine Toranlage
Die Toranlage der Fluchtburg bei Bensberg.
Aus: Marschall, Narr, v.Uslar, Die vor- und frügrschichtliche Besiedlung des Bergischen Landes 1954. Abb 138.

Da die Fluchtburgen auf Höhen angelegt waren, kann man von ihrem Standpunkt aus die Lage der umliegenden Anlagen ausmachen. So ist es denkbar, dass eine gegenseitige Informationsübermittlung stattgefunden haben könnte.

Konstruktion
Die Befestigungen wurden nicht nur im nahen Gallien in einer Weise ausgeführt, die durch eine verzahnende Konstruktion von Holzbalken als stabilisierendes Grundelement sowie eine Auffüllung der Zwischenräume mit Steinen und Erde gekennzeichnet ist. Somit ergab sich bei einer solchen Bauweise eine senkrechte Mauer, die durch den Zerfall dann zu einer heute nur mehr als Wall sichtbare Erhebung zerfliessen konnte.

Bibracte Frankreich
Maueransicht des murus gallicus in der Haeduerstadt Bibracte bei Autun, Frankreich


Bibracte Frankreich
Profilansicht der Konstruktion des murus gallicus in der Haeduerstadt Bibracte bei Autun, Frankreich


Liste
Die Liste enstammt der Aufzählung in "Jahrbuch des Rhein-Sieg Kreises 1991", die von Paul Henseler besorgt wurde.

Altenrath

Güldenberg 2 km südwestl. von Lohmar. Spornlage. Torzugang mit Turmfundament. Wall mit vorgelagertem Graben. Seite mit Steilabfall zur Agger und Quertälern. In unmittelbarer Nähe auf dem Fliegenberg liegt eine spätlatenezeitliche (etwa zu Casars Lebzeiten) Siedlung. Zu dieser Zeit war im Sieggebiet der Stamm der Sugambrer ansässig, der später gewaltsam durch römische Militärmacht umgesiedelt wurde. Danach gibt es bis zum Verschwinden römischer Macht in unserem rechtsrheinischen Raum keine germanische Siedlungskontinuität mehr.
Plan der Gueldenburg bei Altenrath
Maps mit Foto
Aus: P.Henseler in: Jahrbuch des Rhein-Sieg Kreises 1991 p.23

Königswinter Petersberg

Ziemlich große Anlage, die allerdings heute durch modere Überbauung und andere Aktiviäten stark gestört ist. Zeitstellung etwa wie Altenrath.

Ruppichteroth-Winterscheid

Ganz typische Spornlage auf dem Rennenberg am Zusammenfluß von Bröl und Derenbach. Die vorhandenen Reste sind zwar mittelalterlich (1. H. 10. Jhdt), Reste einer verbrannten (erstürmten?) Anlage aus der Vorgeschichte wurden bei archäologischen Untersuchungen aber festgestellt.

Siegburg Michaelsberg

Das Vorhandensein einer vorgeschichtlichen Anlage auf dem Michaelsberg ist reine Vermutung, die allein durch seine prominente Lage und hervorragende Eignung zur Errichtung einer Verteidigungsanlage genährt ist. Durch die starke Überbauung sind keine erhaltenen Reste auszumachen, wenn sie denn je vorhanden gewesen sein sollten.

Stromberg Windeck


Auf der Südseite der Siegschleife gegenüber dem Städtchen Stromberg gelegen. Datierung in die ältere Eisenzeit unsicher.

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